Von unterwegs die Heizung höher drehen oder die Alarmanlage im Urlaub kontrollieren – diese und weitere Annehmlichkeiten bieten Smart Homes. Um die Technik dahinter besser zu verstehen, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Hochschule OWL in Kooperation mit dem zdi-Zentrum Lippe.MINT Smart Home-Modellhäuser für den Schulunterricht entwickelt. Jetzt wurde das zweite von insgesamt sechs Smart Home-Modellhäusern übergeben, dieses Mal an die Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse des Gymnasiums Leopoldinum in Detmold. Das Besondere an dem Haus: Es wurde konzipiert, um vor allem Mädchen für MINT-Fächer zu interessieren und ihre Neugier zu wecken.
„Neben der Vermittlung von technischen Inhalten stehen bei den Häusern, die mit Hinblick auf Schülerinnen entworfen wurden, auch soziale Aspekte und die Verbindung zum täglichen Leben im Vordergrund“, erklärt Andreas Bunte, Mitarbeiter am inIT – Institut für industrielle Informationstechnik der Hochschule Ostwestfalen-Lippe, der das Haus mit entwickelt hat. „Natürlich können aber auch Schüler damit lernen.“ Mit den Modellhäusern können beispielsweise die Temperaturregelung, das Licht in allen Räumen, die Alarmanlage oder das Photovoltaikmodul zur Erzeugung von Solarenergie eines Smart Homes simuliert und somit näher erforscht werden. So lernen die Schülerinnen und Schüler echte Funktionen eines Smart Homes kennen. Finanziert wurden die zwei Modellhäuser speziell für Mädchen durch das Professorinnen-Programm der Hochschule Ostwestfalen-Lippe. Die übrigen vier Häuser wurden vom zdi-Zentrum Lippe.MINT in Kooperation mit der Umweltstiftung des Kreises Lippe finanziert. „Zu wenige Jugendliche in Lippe entscheiden sich für ein natur- oder ingenieurwissenschaftliches Studium oder eine Ausbildung in diesem Bereich. Dabei liegt darin unsere Zukunft. Wir möchten deshalb schon früh beginnen, das Interesse dafür zu wecken – vor allem bei jungen Frauen“, sagt Carsten Kießler, Leitung des zdi-Zentrums Lippe.MINT von der Lippe Bildung eG. Durch spielerische Elemente, wie das Austauschen des Bodenbelags und der Einrichtung, das Öffnen der Türen und Fenster sowie die Einstellung der Beleuchtung des Modellhauses, kann das Haus bereits ab der 6. Klasse an Gymnasien eingesetzt werden. Erst in der Mittel- bis Oberstufe spielen zunehmend technische Komponenten des Hauses eine Rolle. Am Ende der Schullaufbahn sollen die Schülerinnen und Schüler in der Lage sein, sogar die komplette Steuerung des Modells zu programmieren.
Vor allem Mädchen werden auf diese Weise gezielt gefördert und langsam an technische Inhalte herangeführt. Dadurch soll die Hemmschwelle für Mädchen und junge Frauen, sich mit MINT-Themen zu beschäftigen, herabgesenkt werden. Ist das Interesse erst einmal geweckt, hilft das Patinnen-Programm der Hochschule OWL weiter. Dieses stellte Friederike Menz vom KOM – Institut für Kompetenzentwicklung der Hochschule Ostwestfalen-Lippe – bei der Übergabe am Leopoldinum vor. „Unser Patinnen-Programm bietet Mädchen die Möglichkeit, sich weiter über technische oder naturwissenschaftliche Studiengänge an der Hochschule zu informieren“, so Menz. Über eine Online-Plattform erhalten die Schülerinnen fachliche Informationen und können in direkten Kontakt mit Studentinnen treten, um persönliche Erfahrungen auszutauschen. Dabei werden Schülerinnen ihrer ganz persönlichen Mentorin zugeordnet, sodass ein intensiver und vor allem vertrauensvoller Austausch möglich ist. Menz betonte dabei, dass Schülerinnen vor allem von den individuellen Erfahrungsberichten, ob nun bezogen auf den Studierendenalltag oder spezifisch zu den verschiedenen Studiengängen der Hochschule, profitieren. „Um beispielsweise einem Studienabbruch vorzubeugen, finde ich es wichtig, dass sich junge Menschen eine Vorstellung von der Zukunft machen. Das Patinnen-Programm ist dabei eine großartige Möglichkeit, auf ganz einfachem Wege Einblick in die Studiengänge der Hochschule OWL zu gewinnen“, erklärt Friederike Menz.